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Horsemanship - Handarbeit

Ich nenne es heute Horsemanship, was hier schon von Antoine de Pluvinel, L´instruction du Roy de monter au cheval, 1628 dargestellt wird.

Die Handarbeit ist eine sehr alte, traditionsreiche, bewährte Praxis der Pferdeausbildung. Neben der Arbeit mit der Longe und dem, was wir heute unter dem Begriff " Bodenarbeit" zusammenfassen, ist sie eine der drei wichtigen Techniken der Schulung des Pferdes ohne zusätzliches Reitergewicht. Immer schon gab es "Spezialisten" unter den geschulten PFerden, die in dieser Technik brillierten. Wie beim Reiten wird in der Handarbeit - zu der auch die Langzügelarbeit gehört- eine vollständige Schulung des Pferdes in allen Lektionen, Übungen und Schulen bis hin zur Hohen Schule geleistet. Leider impliziert de Name " Handarbeit", dass das Pferd möglichst mit der Hand geformt werden soll, etwas mit Hilfe der Hand erzeugt werden soll, etc. Das Gegenteil ist der Fall: soll Handarbeit zum Benefit des Pferdes gereichen, dann muss bei dieser Technik, ebenso wie beim Reiten darauf geachtet werden, dass eine zügelunabhängige Führung in weicher Anlehnung erarbeitet wird. Handarbeit und Bodenarbeit unterscheiden sich in genau diesem Faktor: in der Bodenarbeit gibt die Hand noch deutlich mehr Informationen an das Pferd, während wir optisch überprüfen, wie der Pferdekörper sich formt. In der Handarbeit wird diese optische Überprüfung mehr und mehr verknüpft mit dem Gefühl in der Hand, das vom Pferd vermittelt wird: die Hilfe wird mehr und mehr vom einseitigen Impuls ( zB Parade, Stellung des Genickes, Höhe der Kopf-Hals-Haltung, etc. ) zum gegenseitigen Dialog.

Alle Prinzipien, die uns bei der Arbeit unter dem Sattel so wichtig sind, müssen uns in der Handarbeit ebenso gelten.

Das Allerwichtigste: die Handarbeit ist keine Technik, um ein Pferd in Zwang zu bringen, so dass es schließlich nichts als Hilflosigkeit lernt. Ist ein Pferd an der Hand widersetzlich, gibt es dafür ebenso bedeutsame Gründe wie unter dem Sattel. Diese müssen gesucht und nicht " weggearbeitet" werden! Nur dann kann ein gemeinsamer Weg " auf Augenhöhe" weiter beschritten werden.

Das französische Wort " travailler à la pied", das " Arbeiten zu Fuß" also trifft viel mehr den Kern dieser Technik.

Will ich mein Pferd zügelunabhängig arbeiten, dann muss ich überprüfen:

- ist meine Linienführung korrekt? Halte ich eine gedachte Linie mit meinen Schritten ein

- habe ich einen Standpunkt, biete ich dem Pferd im Zweifelsfall den nötigen Halt?

- ist meine Schrittlänge rechts und links ungefähr gleich lang, so dass ich nicht aus Versehen mein Pferd wegdränge oder anders aus der Balance bringe?

- fühle ich den Pferdekörper in der Hand? Wann brauche ich optische Unterstützung dabei?

- arbeite ich mein Pferd gemäß den Prinzipien der Skala der Ausbildung systematisch und für das Pferd logisch?

- arbeite ich mein Pferd grundsätzlich vorwärts im Sinne der Reitkunst zur Hand hin und wirke nicht rückwärts auf das Pferd ein?

Und schließlich:

- habe ich die richtige Zäumung für mein Pferd gewählt, die Rücksicht nimmt auf seine körperlichen und mentalen Voraussetzungen und die seinem sich ständig ändernden Ausbildungsstand entspricht und ihm hilft, Balance zu finden und zu erhalten?

" Denn es ist gewiss, wer sich unterstehet, ein Pferd ohne Verstand zu treiben und zu schulen, entweder dasselbe um seine edle Art und Tapferkeit bringet oder machet , dass es solche Laster an sich nimmt, so hernach nicht zu verbessern sind " ( Antoine de Pluvinel, L´instruction du Roy de monter au cheval, 1628)

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